05. September 2023
Unter dem Thema „Die Kunst der Regeneration – The Art of Regeneration“ widmete sich der „Salon Zukunftskultur“ dem Stellenwert und dem Potential von Regeneration für Kunst und Kultur. Im Rahmen des öffentlichen Teils der Auslandskulturtagung 2023 wurde dabei gemeinsam mit nationalen und internationalen Expert:innen sowie Kunst- und Kulturschaffenden aus den unterschiedlichsten Sparten an Ideen für eine nachhaltigere und sozial gerechtere Zukunft gearbeitet.
Ganz im Sinne der „IMAGINE Arts & Ideas Initiative“ von Austria Kultur International und ihres ersten Generalthemas „IMAGINE DIGNITY“ lag der Fokus bei den Diskussionen und den künstlerischen Interventionen des „Salon Zukunftskultur“ auf den großen Zukunftsfragen und möglichen, von Kunst, Kultur und Wissenschaft unterstützten Antworten.
Gleich zu Beginn appellierte Prof. Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, dafür, Stimmen der Wissenschaften in die tägliche Kulturarbeit einzubeziehen. Sie verwies dabei auf zurückliegende Ausstellungen der von ihr geleiteten Institution, etwa „Die Intelligenz der Pflanzen“ oder „Bending the curve“, welche in enger Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen wie dem Forschungszentrum Jülich (Institut für Pflanzenwissenschaften) entstanden und zeitgenössische Kunst mit lebenden Organismen verbanden. Prof. Nori unterstrich, dass sie sich in ihrer Praxis vom Grundsatz leiten lasse, dass auch Kunst als sozialökologisches Handeln verstanden werden kann und muss, und dass der starke Bezug zur Wissenschaft für eine lebenswerte Zukunft unabdingbar ist.
„Think globally, act locally!“, betonte anschließend Verena Ringler, Direktorin und Gründerin von AGORA European Green Deal. Sie unterstrich in ihrem Vortrag die maßgebliche Rolle, die Vertrauensräumen, in denen ein wertfreier und offener Austausch möglich ist, für eine erfolgreiche Kultur der Regeneration zukommt.
Auch im Architektur- und Designbereich ereignet sich aktuell ein gewisser Paradigmenwechsel, den Landschaftsarchitektin Anna Detzlhofer und Designerin Katharina Mischer gemeinsam veranschaulichten. Mensch bzw. Stadt und Natur dürften nicht mehr als etwas strikt voneinander Getrenntes betrachtet werden. „Vorwärts zur Natur“ laute hier die Devise, für die es einer Bewusstseinsänderung bedürfe, sodass die Natur in Zukunft (wieder) als ein Kooperationspartner betrachtet wird.
Die Literaturbranche versteht sich ebenfalls als wichtige Akteurin in Sachen Zukunftsengagement. So sind auch die beiden Schriftsteller Gertraud Klemm und Michael Stavarič damit beschäftigt, wichtige Thematiken wie den Klimawandel oder soziale Ungerechtigkeiten in die Literatur zu tragen und damit neue Schwerpunkte zu setzen. Klemm und Stavarič waren sich zudem einig, dass Regeneration einer Bildungsrevolution bedürfe, was unter anderem das konkrete Miteinbeziehen von Kindern, den Dialog zwischen den unterschiedlichen Kunstsparten, das finden komplexer Lösungsansätze und nicht zuletzt auch das Erschüttern alter Glaubenssätze beinhalte.
Regeneration könne überdies auch ein Sprungbrett sein, um die Transformation voranzutreiben, betonte Prof. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Intendant und Chefkurator des Hauses der Kulturen der Welt Berlin, in seiner Keynote. Außerdem müsse die Kunst der Regeneration auch immer mit der Politik der Regeneration zusammengedacht werden, genauso wie für ihn auch Restauration, Erneuerung und Reparation eine zentrale Rolle auf dem Zukunftsweg spielen.
In der letzten Keynote des Tages sprach Lucia Pietroiusti, Kuratorin und Head of Ecologies der Serpentine Gallery in London, über die Wichtigkeit des Raumes, der zwischen den unterschiedlichen Spezialisierungen existiere und in dem sie sich stets bewegt habe. Gerade in diesem Raum schlummere ein immenses Potential, sich gemeinsam den Zukunftsfragen zu widmen, auch wenn dies durchaus nicht einfach sei, denn „komplexe Fragen bedürften komplexer Antworten“, doch davon solle man sich nicht abschrecken lassen.
Beim „Salon Zukunftskultur“ wurde auch der neue internationale Call „IMAGINE CLIMATE DIGNITY: Artistic Collaborations“ durch Simon Mraz vom Außenministerium und Günther Oberhollenzer, den Künstlerischen Leiter des Künstlerhauses Wien, vorgestellt. Abschließend sprach Lotte Kristoferitsch gemeinsam mit Vertreter:innen verschiedener Österreichischer Kulturforen über neue Ansätze zu „Kunst für Regeneration“. Dabei wurden ganz konkrete, bereits realisierte Projekte und künftige Projektideen aus Berlin, New York oder Budapest präsentiert und so die Rolle der „Zukunftskultur“ in der Veranstaltungstätigkeit der Kulturforen weltweit exemplarisch dargestellt.