
Das hochrangige Symposium Vienna World Conference 30 Years On: Our Rights – Our Future wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet. Neben einem Treffen junger Menschenrechtsverteidiger:innen und der „Human Rights Fair“ finden Kulturveranstaltungen mit Menschenrechtsbezug statt: Am 5. und 6. Juni sind auf dem Leopold Museum Video-Projektionen zu sehen. Zudem kann von 6. Juni – 2. Juli im Atrium des Leopold Museums die Ausstellung „Artists For Human Rights“ besucht werden.
Artistic Intervention: Menschenrechte durch die Augen der Vielfalt von Michael Balgavy, 6. Juni 2023 um 21:45 Uhr
Die Video-Projektion thematisiert das 30. Jubiläum der Weltkonferenz für Menschenrechte und das 75. Jubiläum der Menschenrechte. Die von Michael Balgavy produzierte Installation verwandelt die robuste Fassade des Leopold Museums mit kraftvollen Bildern und durchdringender Musik zu einer künstlerischen Intervention im öffentlichen Raum. Beginnend mit Eleanor Roosevelt, die als Vorsitzende der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen die Charta der Menschenrechte verkündet, spannt die Projektion in drei Akten einen Bogen zu invasiver typographischer Street-Art und intensiven kurzen Augenblicken diverser Herkunft.
Akt 1:
Gavin Greenaways musikalische Komposition “Tapestry of Nations” unterstreicht die heroische Durchsetzungskraft von Eleanor Roosevelt, die 1948 maßgeblich an der Erstellung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beteiligt war. Zu hören sind Originalaufnahmen der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen während diese die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündet.
Akt 2:
Auszüge der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte werden auf die Wände des Museums projiziert. Die Komposition “Voices” des britisch-deutschen Komponisten Max Richter von 2020 unterstreicht mit orchestralem Klang, gesprochenem Wort und elektronischen Elementen ihre Fragilität, entfaltet sich aber zu einer immer lauter werdenden Manifestation aus Selbstbewusstsein und Würde. Eindringlich vorgetragene Auszüge der Menschenrechte dienen als Erinnerung und als Mahnung, diese niemals als selbstverständlich anzusehen, sie stets zu stärken und zu verteidigen.
Akt 3:
Wir blicken in die offenen Augen von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht und Alters. Sie erzählen stumme Geschichten von Hoffnung, Liebe, Verletzlichkeit und Stärke – jene besonderen Attribute, die uns als Menschen in der Einzigartigkeit ausmachen. Eine visuelle Manifestation der Idee, dass alle Menschen gleich an Würde sind und die Menschenrechte für alle, unabhängig von Herkunft oder Identität unverhandelbar sind.
Michael Balgavy ist international als Creative Director für Theater, Konzerte und Fernsehen tätig. Seine Projekte umfassen die Filmmusik-TV-Gala „Hollywood in Vienna“ sowie diverse Konzert-Tourneen wie „The World of Hans Zimmer“ und Opernproduktionen wie „Werther“ oder „Die Zauberflöte“. Für die Vereinigten Bühnen Wien war er zudem für diverse Jubiläums-Galas und Musicals tätig. Als Gestalter konzipierte er diverse Publikationen, darunter den kürzlich erschienenen Band „Voices“ mit Opernstars sowie die offizielle 100-Jahre-Ausstellung der Walt Disney Archives. Michael Balgavys gemeinnützige Projekte umfassen eine zwanzigjährige Zusammenarbeit mit der Organisation zum Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) der Vereinten Nationen, den „Life Ball“ oder „Exilarte“.
Ausstellung im Atrium des Leopold Museums, 6. Juni – 2. Juli 2023


Die Ausstellung bietet eine einzigartige und inspirierende Plattform für Besucher:innen, um die Verbindung zwischen Kultur und Menschenrechten zu erkunden. Sie zeigt, wie kultureller Ausdruck ein mächtiges Instrument zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte sein kann. Indem sie die Kraft des künstlerischen Ausdrucks hervorhebt, inspiriert die Ausstellung die Besucher:innen, ihre eigene Kreativität zur Unterstützung der Menschenrechte einzusetzen.
Über die Kunstwerke
Daria Pugachova – I WILL CLOSE THE SKY SO YOU COULD BREATHE
I WILL CLOSE THE SKY SO YOU COULD BREATHE (2022) entstand als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ort der Performance war das Denkmal der Bruderschaft (Sofia, Bulgarien), errichtet im Gedenken an die für Freiheit kämpfenden bulgarischen Partisanen des 2. Weltkrieges. Die Künstlerin liegt entblößt am Boden, bedeckt von einem Netz, und bittet das Publikum den Himmel zu bedecken („cover the sky“), so wie es die Ukrainer:innen erbitten: Schutz vor den russischen Geschossen, die vom Himmel fallen. Geplant war, dass freiwillige Teilnehmer:innen an der Aktion ein Camouflage-Netz über die Künstlerin breiten, um sie zu schützen. Es kam aber niemand, um die Künstlerin zu unterstützen und sie blieb alleine mit ihrem Hilferuf.
Daria Pugachova (geb. 1990, Rivne, Ukraine) ist Künstlerin, Performerin und künstlerische Aktivistin. Pugachova nahm an Ausstellungen in der Ukraine, Deutschland, Bulgarien, Rumänien, Slowenien, der Schweiz, Polen, Finnland, Brasilien und den USA teil. Die Künstlerin arbeitet mit Performances und Videos, ihr inhaltlicher Fokus liegt auf sozial engagierter Kunst. Pugachovas jüngste Arbeiten sind geprägt von der Erfahrung des Krieges – Sie lotet darin das Thema der Freiheit und deren Grenzen aus und beschäftigt sich mit Fragen emotionalen Schmerzes und Traumata unter dem Einsatz ihrer Stimme, ihres Körpers und der Einbeziehung von Ritualen. Daria Pugachova ist eine von elf Preisträger:innen von „State of the ART(ist)“, einer von Ars Electronica und dem Außenministerium 2022 gegründeten Initiative zur Unterstützung von Künstler:innen, die unter erheblicher Gefahr für Leib und Leben arbeiten.
Klaus Pobitzer – HRS
HRS (2023) entstand speziell aus Anlass von „Vienna+30“. Die Arbeit zählt zu der innerhalb des Gesamtwerkes von Klaus Pobitzer bedeutenden Werkgruppe der sogenannten „Wimmelbilder“ (“swarming graphics”). HRS ist eine monumentale Computergrafik, in der Menschenrechtsaktivist:innen verschiedener Herkunft, aus unterschiedlichen Epochen und unterschiedlicher Zielsetzungen in einem Bild zusammenfinden.
„Es geht immer und überall um persönliche Integrität, Gleichstellung der Geschlechter, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Meinungsfreiheit und demokratische politische Betätigung, das Recht auf Bildung und Arbeit, faire Bezahlung,“ so Pobitzer.
Klaus Pobitzer (geb. 1971, Schlanders, Südtirol, Italien) ist ein in Wien lebender und arbeitender Maler und Konzeptkünstler. Er stellte unter anderem in Wien, Berlin, Bolzano, Innsbruck, Antwerpen, Gent und Palermo aus. Der vielseitige Künstler beschäftigt sich mit Installationen, Projekten im öffentlichen Raum, Aktionen, Performances, Videos, Konzeptkunst (mit Fokus auf Social Media), Computergraphik, Ready-Mades, Skulpturen und „graphic décor“ für Architekturprojekte.